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Der Herr der Ringe

The Lord of the Rings • USA 1977, 128 Min.
 

Auf Geheiß des Zauberers Gandalf macht sich der Hobbit Frodo Beutlin zusammen mit seinen Gefährten Sam Gamdschie, Peregrin Tuck und Meriadoc Brandybock auf die gefährliche Reise ins Land Mordor, um den Meisterring im Schicksalsberg zu vernichten und ihn damit dem Zugriff des bösen Sauron zu entziehen. Dank der Hilfe des einstigen Königs Aragorn gelangen die Hobbits ins sichere Bruchtal, wo der Elbenrat zur Unterstützung Frodos die Neunergemeinschaft des Ringes gründet. Doch die Weiterreise steht unter einem ungünstigen Stern: In den Minen von Moria fällt Gandalf einem Feuerdämon zum Opfer; nach einem kurzen Aufenthalt im friedlichen Lothlorien entzweit der finstre Einfluß von Frodos Ring die Gefährten.



Frodo und Sam machen sich allein auf den Weg nach Mordor. Unterwegs begegnen sie Gollum, dem einstigen Besitzer des Rings, der ihnen nicht ganz uneigennützig seine Hilfe anbietet. Inzwischen verteidigen die restlichen Mitglieder der Gemeinschaft das Schloß König Theodens gegen Sarumans anrückende Ork-Scharen. Alles scheint verloren, als Gandalf, von den Toten auferstanden, der Schlacht die entscheidende Wende gibt. Fortsetzung folgt.

»Man nehme einen Teil gut durchgerührter irischer Sagen, einen Teil blättrig geschnittener Grimms Märchen und einen Teil kurz gegorenen Perry Rhodan. Diese Zutaten mische man gut durch, schichte sie Sodann in eine Hermann-Hesse-Backform und wärme alles schön lange auf. Zum Schluß schüttle man sich den Staub der Weltflucht von seinen Füßen und pudere den Auflauf damit kräftig ein. Dieses ... Rezept begründete den Weltruhm von Tolkien und seinem Buch Der Herr der Ringe.« (UNSERE ZEIT)

»Allein von der englischen Ausgabe wurden zehn Millionen Exemplare verkauft, und weltweit wurden rund 50 Millionen Exemplare abgesetzt (was Tolkien zum wohl erfolgreichsten Fantasy-Autor werden ließ). Der Erfolg des ... Werkes setzte in großem Maßstab bezeichnenderweise erst in den späten sechziger Jahren ein, als die Trilogie in Taschenbuchausgaben erschien und auf ein Publikum vor allem junger Leser traf, das im Anschluß an eine Phase vergeblichen politischen Engagements nach einer frustrationsmildernden Weltfluchtdroge suchte.« (H. J. Alpers/W. Fuchs/R. M. Hahn/W. Jeschke, Lexikon der Science Fiction Literatur)

Von den überall kursierenden Buttons »Gandalf for President« animiert, begann sich schließlich auch der Film für Tolkien zu interessieren. An der Aufgabe, dessen überbordenden Einfallsreichtum auf Realfilm zu übertragen, scheiterte freilich Stanley Kubrick ebenso wie John Boorman und die Beatles. Erst als Produzent Saul Zaentz Mitte der Siebziger den Zeichentrick-Regisseur Ralph Bakshi verpflichtete, war das Ei des Kolumbus gefunden.

»Grundsätzlich ist bei diesem Film die Entscheidung einer Verfilmung als Zeichentrickfilm zu begrüßen, weil schon nach einiger Zeit das Sagenthema im Zeichentrickfilm realer wirkt, als wenn man es als Realfilm auf die Leinwand gebracht hätte. Anders als abfotografiertes Geschehen bringt nämlich die Zeichnung mit ihrem leicht karikierenden Element eine Art literarisches Element in den Film ein, eine Handschrift, die mehr Interpretationen erlaubt und größeren Phantasiefreiraum gibt als sonst üblich. (...) Insgesamt gesehen hätte ... vermutlich auch Tolkien seine Freude an dieser Verfilmung, weil sie etwas vom Sinngehalt seiner sagenhaften Erzählung vermittelt, die in einer attraktiven, unterhaltenden Form nacherzählt wird.«

Mit dieser Meinung stand der Kritiker des FILMBEOBACHTER allerdings recht allein auf weiter Flur. Daß Der Herr der Ringe in einigen Szenen (z. B. Frodos Flucht vor den Schwarzen Reitern an der Furt von Bruchtal) der Vorlage tatsächlich ziemlich nahekam, änderte nichts daran, daß ›Bakshl‹ ansonsten eine Riesenchance schnöde vertan hatte.

Das fing schon bei der Animation an. Um Zeit und Geld zu sparen, hatte sich Bakshi einmal mehr der Rotoskopie bedient: Die Kampfszenen bei Helms Klamm beispielsweise ließ er mit echten Schauspielern und einer echten Burg drehen. Hernach wurden die Aufnahmen dann eingefärbt und gegebenenfalls noch retuschiert. »Hätte Bakshi aus der Not des Kostensparens eine Tugend gemacht, dann hätte er das Rotoskopieren bewußt und maßvoll in den Film integrieren müssen: Tolkiens Buch als Zusammentreffen mehrerer Welten ... bietet sich ja geradezu als Möglichkeit der Mischung der Medien an: Die Hobbits hätten dann frei gezeichnet, die Zwerge karikiert-rotoskopiert, die Elben rotoskopiert, die Menschen fotografiert-eingefärbt und die Orks und Schattengeister (sowie sie sind) Silhouetten sein können.« (Rolf Giesen, Das große Buch vom Zeichenfilm)

Statt dessen würfelte Bakshi jedoch die Stile bunt durcheinander, ließ einen Charakter (Aragorn) mal als gezeichnete Figur und dann wieder als eingefärbten Videoclip auftreten, und bewies damit im Großen und Ganzen auf animationstechnischem Gebiet ebensowenig Sinn und Verstand wie bei der sicher schwierigen, aber lange nicht unmöglichen Adaption der Vorlage im allgemeinen. »Die Binnenstruktur des Romans, in dem sich die Welt der ›Mittelerde‹ nur langsam erschließt, spiegelt sich im Film nicht wieder. Ralph Bakshi hat in seiner Zeichentrickversion lediglich die wichtigsten Handlungselemente abgehakt, zwar viel Mühe auf pittoreske Hintergrundbilder verwandt, aber die innere Spannung der Geschichte verloren ...
Diejenigen, die die Geschichten, Welten und Mythologlen von J. R. R. Tolkien lieben und kennen, werden diesen Film enttäuscht und entrüstet verlassen. Die anderen stehen vor einem verwirrenden Zettelkasten ohne dramaturgische Brillianz.« (FILMDIENST)

 

Die Fortsetzung, nachdem das abrupte Ende des Films förmlich heischte, wurde übrigens in der Tat gedreht. Nicht von Bakshi allerdings, und nicht fürs Kino: Der von der britischen Firma Rankin/Bass (Das letzte Einhorn) zusammen mit einem japanischen Team hergestellte Zeichentrickfilm The Return of the King endete im Mai 1980 auf den amerikanischen Fernsehschirmen.

Ronald M. Hahn / Volker Jansen / Norbert Stresau © 1986
Lexikon des Fantasy-Films

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Regie: Ralph Bakshi / Buch: Chris Conkling, Peter S. Beagle / Vorlage: J. R. R. Tolkien - Der Herr der Ringe [Bd. 1, Die Gefährten]
Kamera: Timothy Galfas / Musik: Leonard Rosenman / Animation: Nick Vasu Inc.

Im Wesentlichen aus "Epilog.de"

 

(TheDark) Es war in den 80ern sicher besser, diese Vorlage filmtechnisch als Trickfilm umzusetzen, bevor das Ergebnis ähnlich ausgesehen hätte wie die zu frühen Verfilmungen von Batman (1966) oder Spider-Man (1977), vor allem, da die Tolkien-"Trilogie" wohl bisher fast alle Literatur-Vorlagen in den Schatten stellt, die sonst noch für
Filmproduzenten & Special-Effects-Enthusiasten interessant sein dürften. Diesbezüglich fällt mir immer "Perry Rhodan" ein, auf dessen Verfilmung ich sehnsüchtig warte.
Diese Produktion jedenfalls wird Tolkiens Buch in seiner Komplexität trotz der Trickfilm-Umsetzung überhaupt nicht gerecht & ist allenfalls als Studienobjekt oder
"Zeichentrick für..... " wen eigentlich ??.... zu gebrauchen.
(TheDark)

 

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